Samstag, März 04, 2006

Analog

Wer hätte gedacht, dass Mann wieder in die „Steinzeit“ der Fotografie zurückkatapultiert werden könnte. Ehrfürchtig holte er das schwere Gerät aus der riesigen Tasche. Neben einigen Batterien und unzähligen leeren Filmdöschen fand er einen uralten 400ASA Film – vermutlich s/w. Vorsichtig löste er das Teleobjektiv (FD 70-210mm 1:4) vom Gehäuse der Canon T50 und ersetzte es durch ein handlicheres (FD 35-70mm 1:3.5-4.5). Das Einlegen des Films, hundertfache Routine sitzt wie vor Jahren. Schnell noch die ASA an Kamera und Blitz eingestellt und schon ist das aus Jugendtagen vertraute satte Verschlussgeräusch zu hören. Der Blick durch den Sucher lässt das Herz höher schlagen. Schärfe und Bildausschnitt an den Objektivringen einzustellen ist deutlich komfortabler als das Herumfingern an winzigen Knöpfen und das Warten auf den Autofokus der sich sowieso immer auf das falsche – meist die Bildmitte – scharf stellt. Das Gewicht und die schiere Größe geben ein Gefühl von Würde und Mann kann sein Gesicht beinahe gänzlich hinter dem Gehäuse verbergen und trotzdem die Szenerie durch den Sucher beobachten. Sobald der Auslöser gedrückt wird ist das Bild im Kasten – Definitiv. Da kann sich niemand davonstehlen!

Nur Augen*che ist mit der Analogen Technik nicht vertraut und die Geräusche scheinen ihn ebenso zu ängstigen wie sie bei Mann sentimentale Erinnerungen wecken.

Der Film wird bald voll sein. Dann kann Mann, wenige Tage nachdem er ihn erwartungsvoll in einer - der dann hoffentlich noch vorhandenen - Filmabgabeecken in ein Sackerl gesteckt hatte, die Abzügen abholen. Erwartungsvoll das Päckchen öffnen und sich der mehr oder minder gelungenen Aufnahmen freuen. Ein bisschen wie das Warten aufs Christkind.

Aber wer mag heutzutage schon auf die Erfüllung seiner Wünsche warten. Wir wollen alles und das sofort.

Keine Kommentare: